Dienstag,
17. Juli
5.30
Uhr Start in Dushanbe, 2.00 Uhr nachts Ankunft Khorog. 200 Somoni pro
Nase bei 9 Personen im 11sitz. UAZ Bus über die M41. Straße
bei weitem nicht so attraktiv wie zwischen Khorog und Murgab bzw.
Osch.
Mittwoch,
18. Juli
Wir
bleiben in Khorog in der "Pamir Lodge" (USD 5 p.P.) Dusche
leider nur im Handbetrieb, Bottich Wasser über'n Kopp. Nach
langem Warten bekommen wir die OVIR für 15 USD und 21 Somoni pro
Nase. Dann "handicraft“ Laden (von den Verkäufern is
einer aus'm Kishlak Darschai und sagt wir sollen uns dort wegen
möglicher Esel die wir mieten könnten an seine Familie
wenden), Eisessen und Internet. Mahbub (netter Deutsch-Student, den
wir aus'm letzten Jahr kennen) auf der Straße getroffen. Für
20.00 Uhr zum Essen verabredet. Netter Abend, selbe Kneipe wie
letztes Jahr. Manches über das Leben hier gelernt. Im Varka (so
der Name der Kneipe) soll manchmal die Hautevolee von Khorog auf'm
Tisch tanzen. In Ishkashim ist ein internationaler Flughafen geplant
und mit dem Bau der University of Central Asia (UCA) in Khorog geht’s
angeblich voran.
Donnerstag,
19. Juli
Schon
wieder bis 12 gepennt. Sachen sortieren und packen. China-Tüten
auf'm Markt gekauft. Melone auch. Und Socken in der falschen Größe.
Wahrscheinlich überteuert. Aber trotzdem billich und keinen Bock
auf verhandeln gehabt. Bullenhitze. Abendessen wieder im Varka.
Hautevolee läßt sich nich blicken. Morgen um 7.00 wollen
wir nach Darshai fahren. Toto hat bei den Leuten von der "Pamir
Lodge" ein Sammeltaxi klar gemacht.
Freitag,
20. Juli
Frühes
aufstehen nützt nix. Das Marschrutka von der "Pamir Lodge“
fährt nach Duschanbe statt nach Darshai. Andre und Toto gehen
auf den Markt ein Taxi suchen. Schließlich wird es ein UAZik.
Jener ist aber in erbärmlichem Zustand und der Fahrer muß
mehrmals mit Flußwasser kühlen, den Choke bei
Fehlzündungen ziehen und dann sogar die Kupplung bauen. Kurz vor
dem Abzweig nach Garm kontrolliert uns ein Checkpost. Einer der
Grenzer fährt dann bis Ishkashim mit. Insgesamt eine
anstrengende Fahrt. Wir finden dann in Darshai recht bald die Familie
des handicraft-shop Mitarbeiters, die uns Esel (Ishak) besorgen
sollten. Leider entpuppt sich die Gastfreundlichkeit als Instrument
zum Geldverdienen. Falk und Clemens müssen aus unerfindlichen
Gründen mit zum Esel holen ins Nachbardorf laufen (zusammen 14
km). Die ÜN soll 20 $ kosten. 1 Tag Esel mit Sohn der Familie
150 Somoni. Wir verzichten schließlich; aber nicht ohne
langwierige Verhandlungen. Immerhin wohnen wir der Schächtung
eines Schafes bei. Falk und ich müssen auch mit zupacken.
Samstag,
21. Juli
Sehr
früher Aufbruch. Wir wollen ohne Frühstück los –
die Gastfreundschaft gegen Geld gefällt uns nicht. Ca. 10 km im
Darshai Tal aufwärts mit irrem Gepäck. Bestimmt 40 kg.
Darshai liegt bei etwa 2.700 m, unser ÜN Platz (erste Zeltnacht)
bei 3.175 m. Gar nicht weit oberhalb von Darshai passieren wir den
berühmten Owring. Naja, berühmt ist der jetzt nicht im
besonderen. Nur generell sind die Owring berühmt. Das sind an den
Fels montierte Wege da wo im Talgrund der Fluß keine Möglichkeit für
Wegbau bietet. Ein bißchen blümerant fühlt man sich ja schon wenn
man da rübergeht. Aber dann sagst Du dir: die treiben Kühe und Schafherden
hier rüber, dagegen bin ich plus 40-Kilo-Rucksack doch ein laues Lüftchen.
Abends dann Regen. Angeblich ja eine Seltenheit.
Weiter oben, da wo man orographisch rechts vom Darshaidara geht,
beißen uns Flöhe und merkwürdige Fliegen. Bei Toto
schwillt ein Auge zu. Ich war so blöd und hatte meine Hosen
hochgekrempelt. Jetzt zieren meine Waden totale fette Schwellungen.
Auf dem Handrücken sind von den Bissen nur kleine Blutflecken
oder besser -punkte zu sehen. Kurpascha heißen die Fliegen,
erfahren wir dann später im Kishlak Chamuk.
Sonntag,
22. Juli
Früh
regen (schau an!). Beschwerlicher Aufstieg, wobei alle auf mich
warten müssen. Ich hatte zuwenig gegessen und der Rucksack wiegt
einfach zu schwer.
Die
Schwellungen von den Bissen der Kurpascha-Fliegen sind immernoch in
voller Größe vorhanden. Ich behandle abends mit Pylosin.
Wir übernachten direkt beim Letow Shel.
Montag,
23. Juli
Pylosin
nicht geeignet. Falks Brandsalbe morgens viel besser. Clemens steigt
9.00 Uhr ab – er will sich jetzt mit Fahrer und Guide treffen
und nach Osch weiterreisen. Leider hat er für den Berg nicht
genügend Zeit. Wir auf Gewaltmarsch. Falk nimmt mir noch das
Seil ab. Etwa um 17.00 Uhr erreichen wir den Letow Chamuk. Nach einem
Nickerchen gehts mir wieder ganz gut. Die Insektenbisse behandle ich
wieder mit Brandsalbe.
Dienstag,
24. Juli
Ruhetag.
Schlafen und sortieren und Besuch im Letow Chamuk. Familie Paishanbe
lebt hier von 20. Juli bis 20. Sept. Sonst in Darshai. Die Kinder
müssen schon im August in die Schule. Der Opa war 40 Jahre
Chauffeur, jetzt ist er 65 und Pensionär. Er hat 8 Töchter
und 2 Söhne von denen einer mit Kindern hier ist. Der Letow ist
eine steingeschichtete Behausung. Während unseres Besuchs wird
Schafsmilch verkocht. Sträucher zum anfeuern, dann Schafs- und
Kuh-Dung. Etwa 4 Stunden wird die Milch so geköchelt. Wir werden
zu dem daraus hergestellten Quark und Butter und Tee eingeladen.
Generell verarbeitet die Oma, Opa macht Feuer, die Frauen sammeln
Strauch und Dung und die Kinder hüten die Schafherde.
Im
August kommen angeblich Touristen. Wir werden gefragt, ob wir Esel
wollen. Die jüngere Frau hatte da Falk auch schon mal nach
Dollar gefragt. Ich sage, wenn Esel, dann wollen wir 4 Somoni pro Tag
geben. Die Familie erwiedert, daß sei nicht nötig, ihre
Hilfe kostenlos.
Als
wir abendessen taucht die jüngere Frau wieder auf. Absprachen,
was die Zeit anbelangt und -- als ob wir es nicht geahnt hätten
-- 40 Somoni soll der Eseltransfer kosten. Nach einer ganzen Weile
Ratschlag und Verhandlung, Ablehnung unsererseits.
Mittwoch,
25. Juli
Der
Opa weckt uns 7.30 Uhr. Er ginge jetzt los. Unsere Theorie: er
wollte uns ohne Entgeltforderung helfen, seine Familie aber war
dagegen. Wir packen und 10.00 geht’s los. Beim Letow Tung
treffen wir den Opa mit einer geschlachteten Kuh auf dem Esel wieder.
Weiter unten waren schon die Jungs mit einem erlegten Murmel
unterwegs gewesen. Offenbar fallen auch noch andere Aufgaben in den
Verantwortungsbereich der verschiedenen Generationen. Weiter oben
dann Wendung nach Norden und 3 Flußquerungen (zuletzt
Rostoudara). Etwa 4.200 m. Base Camp.
Donnerstag,
26. Juli
Krank.
Fieber. Offenbar hat auch der langsame Anstieg die Höhenkrankheit
nicht verhindert. Falk und Toto Ausflug Richtung Pik Majakowski. Lage
sondieren.
Freitag,
27. Juli
Krank.
Fieber läßt langsam nach. Ruhetag.
Samstag,
28. Juli
Genesung.
Trotzdem Ruhetag. Falk und Toto zum Pik Zentral. Toto oben, Falk nur
fast. Leichte Verrichtungen im Base Camp. Z.B. den Zeltvorplatz
gepflastert.
Sonntag,
29. Juli
Ruhetag,
der letzte. Abhängen im Zelt. Schutz gegen die Sonne auf dem
Zeltdach montiert. Essen.
Montag,
30. Juli
Frühes
Aufstehen (mit der Sonne) und Aufstieg entlang des Rostoudara. Einige
Stunden bis endlich die Gletschermoräne beginnt. Sehr mühsamer
Weg über Geröll. Auch über den Gletscher zieht es
sich. Toto geht schneller voran, will es allein versuchen und
biwakieren.
Falk
und ich beraten über den weiteren Weg. Rechts könnte man an
Gletscherbruch vorbei steil auf Eis nach oben. Aber der Weiterweg ist
nicht einsichtig. Wir entscheiden für die sichere Variante
links/zentraler über Geröll (wenn man so will: im
Talgrund). Eine gefährliche Querung zurück unter dem
Hängegletscher (Steinschlag) ist notwendig. Weiter über
Geröll, später erste Schneefelder. Etwa 16.00 Uhr Zeltbau
-- ich überzeuge Falk vom Graben einer Schneeplattform. Ein Fels
schützt vor Steinschlag. Höhe etwa 4.800. Toto dürft
reichlich eine Stunde weiter sein.
Dienstag,
31. Juli
Wir
lassen uns verhältnismäßig viel Zeit. Gehen erst nach
10.00 Uhr weiter. Da wo endgültig alles schneebedeckt ist (nach
einer reichlichen Stunde parallel zum letzten Fels rechterhand),
treffen wir Toto. Er hatte hier am letzten Fels/Geröll biwakiert
und war früh aufgestiegen, bis es ihm zu steil wurde.
Wir
gehen langsam weiter, seilfrei -- der schneebedeckte Gletscher macht
(zunächst) einen spaltenfreien Eindruck. Gegen 15.00 Uhr fangen
wir aktiv mit Zeltplatzüberlegungen an. An einem Eisbruch an
einer Spalte erscheint uns der Verlauf derselben zu schwer zu
überblicken. Auch hier noch fetter Firn auf dem Gletscher. Wir
gehen ins steilere Gelände zu dem untersten der freien
Felsblöcke. Hier können wir eine zureichende Plattform
graben. Windgeschützt vom Fels. Etwa 5.600 m.
Mittwoch,
1. August
Halb
6 Uhr drängt Falk zum Aufwachen. Die Sonne kommt auch schon. Wir
binden uns gleich (das erste mal überhaupt) ein und steigen
jeweils die volle Seillänge überschlagend -- sichern dann
mittels Eisschraube oder Rammpickel. Das kostet sehr viel Zeit.
Eisschrauben gehen nur selten, meist tiefer Firn und brüchiges
Eis an der Oberfläche. Weiter oben ist der Schnee dann auch
schon sehr weich, so daß wir tief einbrechen und nur ganz
schwer vorankommen.
Gegen
12.00 Uhr steige ich ein letztes mal die volle Seillänge aus. Es
wird schon flacher. Falk kann nach seiner Ankunft einfach 20 Meter
hinlaufen und steht auf dem Ostgipfel. Wir binden uns aus und
bestaunen den Rundblick. Nur langsam ziehen Wolken von westsüdwest
heran. Sehr schön ist die Ebene bei Ishkashim zu sehen. Und
extrem eindrucksvoll der tiefe Blick in die Nordwand. Eigentlich
müßte sie zu durchsteigen sein. Oder ist das der
Gipfelwahn? Das Gelände um den angeblichen Paß
Darshaidara-Shachdara ist unübersichtlich.
Nach
einer dreiviertel Stunde auf dem Gipfel treten wir den Abstieg an.
Auf den Westgipfel kann man nicht ohne weiteres gelangen. Ist der
höher? Oder nur stärker überwächtet? Die
Erstbesteiger waren auf dem Westgipfel. Die Russen vor drei Jahren
waren – wie wir jetzt – auf dem Ostgipfel.
Abstieg
sorgfältig gesichert. Unspektakulär. Manchmal tief in den
Schnee einsinkend. Schon gegen 18.00 Uhr liegen wir beköstigt in
den Federn.
Donnerstag,
2. August
Mit
der Sonne um kurz nach sechs mit den ersten Verrichtungen begonnen.
Nachts waren es minus 11 ° im Zelt gewesen und v.a. wegen der
kaputten Therm-a-Rest (wahrscheinlich hat ein spitzer Stein ein Loch
in den Boden gestochen) schweinekalt. Wir bauen ab und beginnen kurz
nach 7 den Abstieg. 8.10 Uhr erreichen wir den Fels und vielleicht
noch 30 min. Abstieg auf Schnee, an der ÜN vorbei, dann
Steigeisen ab. Der Weg über den Gletscher zieht sich. Im Grün
eine lange Pause -- dann nochmal 1 Stunde bis wir 15.00 Uhr das Base
Camp erreichen. Räumen + waschen. Abends Feuer.
Freitag,
3. August
BC
Abbau und Abstieg diesmal links des Rostoudara. Z.T. heikel über
Geröll entlang des reißenden Flusses. Im Letow Budum
(praktisch vis-a-vis vom Chamuk) Einkehr. Offenbar nur zwei ältere
Frauen mit 10 Kindern. Aber den Weg über den Paß nach
Schachdara können sie uns nicht sagen, geschweige denn Esel
für's Gepäck stellen. So geben wir nun diesen Plan auf und
werden den gleichen Rückweg wählen. Also Durchquerung des
Darshaidara und Gruß quasi im Vorbeigehen zum Letow Chamuk und
dann rascher Abstieg im Darshai Tal bis zum ÜN Platz, wo Clemens
das letzte mal dabei war am Letow Shel.
Was
total merkwürdig auffällt: über 5.000 m war bei beiden
Camps und auch sonst recht wenig Wind. Ja, die Lager fast windstill.
Hier im Tal, d.h. entlang des Darshai (und auch im Base Camp) ist es
besonders in der Dämmerung außerordentlich stürmisch.
Samstag,
4. August
Abstieg
nach Darshai. Recht später Start beim Letow Shel, so etwa 9.00
Uhr, und langer Weg mit Gegenanstiegen bis wir schon nahe der
Dämmerung nach 18.00 Uhr die Straße bei Darshai erreichen.
Preisverhandlungen wegen Taxi nach Ishkashim. 100 Somoni werden
genannt. Wir wollen dann ortsausgangs zelten und werden auf dem Weg
dahin ins Pamirhaus der Familie aus dem Letow Chamuk eingeladen.
Einige Konversation. Nett: der Sohn des Chauffeurs, den wir schon
aus dem Lotow Chamuk kennen und der für
einge Tage wegen notwendiger Feldarbeit abgestiegen ist.
Sadi, der Sohn der
Gastfreundschaft-gegen-Geld-Familie, der Englisch kann, kommt auch
nochmal zum uns vollquatschen vorbei. Die Frau des Hauses bereitet
guten Plov/Reisteller. Und wiedermal das Thema Rubine. Ob man uns
glaubt, daß die Edelsteine uns eher egal sind?
Sonntag,
5. August
Darshai-Ishkashim:
Frühes Aufstehen. Wir bekommen Frühstück, Brot und
eine große Schale Milchtee mit Salz. Das heißt
"Schir-tschai und ist im Westpamir das traditionelle Essen am
Morgen. Jawohl, Essen, nicht Getränk! Schwarzer Tee wird mit
kochender Milch überbrüht, dann tut man Salz und
ausgelassene Butterhinein“ (Agachanjanz 1980).
Nachdem
wir loslaufen und nach wenigen Minuten den Ortsausgang erreichen, wird uns dort
das Taxi nach
Ishkashim für (nur noch) 70 Somoni angeboten. Was sich aber erst
nach unserer Zusage langsam herauskristallisiert: wir müssen
anderthalb Stunden warten. Dann klettern ein älterer Chauffeur,
wir drei, ein weiterer Reisender mit Kind und der Agent selbst (mit
mir auf dem Beifahrersitz) in einen alten UAZig. Der Motor läuft
zwar wie geschmiert. Dafür haben wir zweimal Platten. Da der
Wagenheber kaputt ist, müssen wir den Jeep anheben und der Agent
bastelt Steine unter die Achse. Beim zweiten Platten wird aus dem
nächsten Dorf -- nebst Benzin -- ein ungefähr passender
Reifen beschafft. Wir haben solang Gelegenheit mit Schweizern zu
reden, die mit ihrem Land Rover nach Wladivostok wollen. Sie kommen
aus Iran und Usbekistan. In Garm wurden ihnen leider USD 500
gestohlen. Aber die Kripo soll total agil gewesen sein und das volle
kriminaltechnische Programm geboten haben. Also soweit guten Eindruck
gemacht.
In
Ishkashim gibt es ein Guest House. 25 USD für uns drei zusammen
inkl. Frühstück. Wir haben eine gute Verhandlungsposition,
weil wir von den Schweizern die Preise kennen. Inspektoren aus
Dushanbe sind auch da.
Am
späten Nachmittag der Wiedereinstieg in den Alkoholkonsum in
einem der wenigen offenen Magazine. Der Wirt hat schon Einige indus.
Er betont die gemeinsamen Vorfahren: Deutsche im Kishlak Rhin oder
Ryn, aus dem er stammt -- unweit Ishkashim. Wir trinken Baltika 9 und
der Meister gredenzt noch einen Vodka aus der Plasteflasche mit
Steuerbanderole, der auf's Haus geht.
Der Sohn des Hauses, der in der Schule wohl Englisch lernt, sichert im
Auftrag seines Vaters die mediale Kurzweil. Immerhin gibt es ultramoderne
fernöstliche Unterhaltungselektronik. Höhepunkt ist ein auf pakistanischer
DVD produzierter afghanischer Sänger. Der Mitschnitt spielt in
einer Konzerthalle, die aussieht wie früher in der DDR die
Stadthallen. Während er recht solo-lastig spielt kommen immer
wieder Leute auf die Büne und stecken kleine Zettel irgendwo hin.
Offenbar Sympathiebekundungen. Die Bildregie, die wir für total
mißglückt halten würden, ist immer bemüht
genau diese Szenen, wo der Sänger von seinen Fans verdeckt wird,
einzufangen. Und was hier wohl auch extrem populär ist: alle Farbregler
auf Anschlag.
Wir werden auf dem Rückweg
dann noch von der gelangweilten Miliz auf's Kommissariat gebeten.
Dort wird eine Registrierung vorgenommen. D.h. wir werden in eine
Liste eingetragen. Kosten tut das nix und freundlich sind die Beamten
auch. Jetzt ist es amtlich, daß wir da sind.
Montag,
6. August
Frühes
Aufstehen. Abschied von den Inspektoren mit Gruppenphoto. Nein, nich
wir machen das Photo sondern der Inspektor mit seinem Mobiltelephon.
Noch auf dem Weg zum Avtovoksal sprechen uns Moskvich-Fahrer an. 85
Somoni für alle bis nach Khorog werden abgesprochen. Unterwegs
nur eine einzige Reifenpanne.
In
der überfüllten "Pamir Lodge“ nur noch Platz auf
der Terasse der Professorenwohnung. An sich ganz schön. Nur die
Mücken. Oder sind es Flöhe?
Dienstag,
7. August
Khorog.
Zum Flughafen um die Modalitäten für einen Flug zu
untersuchen. Dieses aber völlig versemmelt, siehe unten zu den Gründen.
Dann noch Schaschlyk unweit vom Basar, wo wir am Nachbartisch den
netten Deutsch-Professor und Dekan der Fremdsprachen-Fakultät
der Universität kennen lernen (wir lassen Mahbub grüßen).
Dann ins Internet-Cafe. Abends gehen wir mit Paula (GTZ/DED
Stipendiatin) essen. Leider ohne Schaschlyk. Aber Bier "is
available". Mücken leider auch.
Mittwoch,
8. August
5.30
Uhr Frühstück. Dann zum Flughafen, aber wir haben das
System nicht im Ansatz begriffen. Wir hätten gestern unsere
Pässe abgeben müssen, um heute zu fliegen. Für den
ersten Flug des jeweiligen Folgetages werden nach dem Start der
Maschine Richtung Dushanbe die Reservierungen in Gestalt der Pässe
angenommen. Für die zweite Maschine (die AN-28 fliegt 2mal her
und hin) dann ebenso. Das ist das einzige, was wir zunächst in
Erfahrung bringen können. Offenbar haben wir gestern um ein
Haar das Einsammeln der Pässe verpaßt (denn ewig lockt
das Schaschlyk).
Nun: im
Flur des Vordereingangs befinden sich fünf Türen ohne jeden
Hinweis, was sich dahinter verbirgt. Es gelingt uns, herauszufinden,
daß hinter der zweiten Tür links der Nachalnik (russ. für
Vorsteher) sitzt und
wir sind Zeuge, wie er -- nachdem der Flieger in Dushanbe gestartet
ist -- den Stapel am Vortag gesammelter Pässe in das
stirnseitige Zimmer gibt.
Dann
begibt sich der Nachalnik für Landung und Start über die
Straße Richtung Rollfeld bzw. Tower. Für uns zunächst
nicht erklärbar, wie die Pässe samt Billet ihren Weg zurück
zu den Reisenden finden, ist es so, daß auf der rückwärtigen
Seite des Gebäudes eine Art Warteraum ist samt Schalter. Diese
"Kasse" besteht aus einer kleinen Durchreiche in der Wand
und hier ist just das andere Ende des stirnseitigen Zimmers.
Wir
glauben nun noch, daß wir u.U. den Schaltermenschen zum Verkauf
von Billets bewegen können. Zumal immer wiede Leute mit Geld,
z.T. auch Billets kommen und etwas abwickeln. Aber er läßt
sich nicht erweichen und verweist immer nur auf den Folgetag.
Ein
Eckensteher hilft schließlich mit dem entscheidenden Hinweis,
daß wir Hilfe nur vom Nachalnik erwarten könnten. Später
klärt sich auch auf, warum wiederholt Leute mit Geld zur "Kasse"
kommen: sie zahlen ihr Übergepäck (nur 10 kg sind frei,
jedes weitere kg für 2 Somoni, weniger als 50 Eurocent), das auf
der anderen Straßenseite beim Betreten des Rollfeldes gewogen
und bestimmt wird.
Zwischen
ersten und zweiten Flug gelingt es mir am Vordereingang den Nachalnik
mehrfach kurz zu sprechen. Aber die einzige außerordentliche
Zusage -- ich beteure ja wahrheitsgemäß, daß wir
gestern schon hier waren, nur fahrlässig die Paßabgabe
versäumt haben --, die er zu machen bereit ist, besteht in der
Entgegennahme unserer Pässe für die geringe Eventualität,
daß in der zweiten Maschine drei "Reservierungen"
verfallen.
Aber
dazu kommt es nicht. Wir haben nun -- inzwischen nach 15.00 Uhr --
reguläre "Reservierunen" für Donnerstag, also
morgen, den ersten Flug. Naja, früh ist eh viel besser.
Wir
fahren also zurück zum Zentrum von Khorog, wo wir auf Paula
warten, die leichtfertig zugesagt hatte, daß wir für
diesen Fall bei ihr übernachten können.
Donnerstag,
9. August
Tatsächlich,
wir fliegen. Frühes Aufstehen bei Paula. Taxi zum Airport.
Warten. Bei der "Kasse" nachfragen: und siehe da, es gibt
anstandslos Billets für uns. Super Flug mit einer AN-28. 17
Plätze plus ein Notplatz im Gang auf den ein Teenager verwiesen
wird. Zwei Blecheimer Zwetschken fliegen auch mit. Ca. 4.500 m
Flughöhe. Anderthalb Stunden. Und voila, wir sind 11.00 Uhr in
Dushanbe.
Mittag
in einem dollen Biergarten. Hinter der Oper. Klasse Schaschlyk.
Barbier mit Haareschneiden plus Rasur für 10 Somoni wieder --
wie vor 3 Jahren -- südlich vom Grünen Markt, sehr
original.
Wir
übernachten wieder im Hotel Dushanbe für USD 10.
Freitag,
10. August
Mit
Falk auf der Suche nach dem angeblichen Kitai Gorod ("Chinatown“),
wo man gut essen können soll. Kein Erfolg. Gegen 10.00 Uhr dann
also Tschebureki in einem Straßencafe. Danach Weitermarsch zum
Luxus-Einkaufscenter der Tochter des Präsidenten Rachman(ov). Ov
ist gestrichen worden weil das zu russisch klingt. Den Nachmittag mit
Schaschlyk und Bier im Lenin Park abgehangen. Der Ober war clever.
Als wir schon zahlen wollten, meint er nur: Sie erholen sich doch
grad so schön. Recht hat er.
Hinter
dem Lenin Park entsteht ein Riesenpalast und eine teure Wohnanlage.
Überhaupt ist es erstaunlich, wie sich Dushanbe in den letzten
drei Jahren verändert hat. Produkte, Geschäfte, Cafes,
Autos ... nicht einen Bruchteil davon gab es 2004. Nach dem
Abendessen unterhalte ich mich mit zwei Eisjungen im hypermodernen
fast food open air im Park hinter der Oper. Im Schnitt verdient man
wohl 100 USD. Aber es geht bergauf. Obwohl russische VIVA-Mitschnitte
auf Flachbildschirmen zu sehen sind (mehrheitlich HipHop), mögen
die Jungs wohl eher "Tajik Music“. Sie können sogar
bruchstückhaft Englisch und fragen, ob die Pamiris in der
Berg-Badachschan-Provinz "horoschiy" (also gut drauf) sind.
Samstag,
11. August
Wir
haben wohl einige Schaschlyk zuviel oder einfach die falschen. Bei
Falk schwerer Durchfall über Nacht. Ich leide unter irren
Gliederschmerzen besonders in den Beinen. Trotzdem Einkaufsbummel.
Erst Aini-Straße, dann Bahnhofsgegend. Alles zu haben, auch
"Raubkopien" und CHARNEL Nr. 5. Glücklicherweise
weiter oben in der Rudaki ein klimatisiertes Internetcafe (PLAZMA).
Die
Schaschlyktester liegen flach. Falk leidet am nachmittag immernoch an
Magenkrämpfen und ich bekämpfe 39 ° Fieber mit
Ibuprofen.
Schade,
zum Abschied also kein Schaschlyk.
|